Ein kleines aber feines Weihnachtsgeschenk, das unter keinem Weihnachtsbaum fehlen sollte: "Die 100 besten Filme aller Zeiten" von Andreas Thiemann und Frank Schnelle

16. Dezember 2009

Lars von Trier: Spätvorstellung

Antichrist
In Cannes verließen die geschundenen Gemüter den Kinosaal, lange vor dem Ende des Films. Doch Lars von Trier ist ein gewaltiger, wuchtiger und sehr zwiespältiger Film gelungen. Oder hat Satan höchstpersönlich Regie geführt?
Während hinter verschlossenen Türen die Eltern Sex haben, klettert der Sohn, begleitet von dem leidenschaftlichen Gestöhne aus dem Nebenzimmer, aus seinem Gitterbett erklimmt den Tisch und stürzt direktamente aus dem Fenster zusammen mit tanzenden Schneeflocken in den Tod. Das demonstriert Lars von Trier im Z e i t l u p e n f o r m a t, damit der Zuschauer auch so richtig leiden kann! Doch das war erst der Beginn eines zerstörenden doch kustvollendeten Films, der noch ein kleines bisschen böser wird. Denn es geht ja schließlich um Sex, Tod und Schuld. Man gruselt sich, wenn Elemente aus dem Horrorgenre durch die stillen Naturaufnahmen wabern und wenn dann noch zur tragenden Musik seltsame Tiere aufkreuzen, wünscht man sich möglichst schnell eine andere Szene. Fazit: Adults nehmt den Whisky (natürlich versteckt) zur Beruhigung mit ins Kino, Ihr werdet ihn brauchen und stählt Eure Nerven und geht rein!

Disney

Küss den Frosch
98 Minuten Spaß für Große und Kleine und alle Prinzessinnen
Da haben sich die Zeichner von Walt Disney aber wieder Mühe gegeben. Wir werden nach Louisiana, also in den Süden Amerikas entführt. Jazz und Blues regiert New Orleans und alle unterliegen der großen Macht des Voodoo. Die Stadt, in der Leidenschaft und Liebe zum Greifen nah sind, begegnen sich einzigartige, lustige und sehr rührende Charaktere, wie sie nur die Disneyzeichner zum Leben erwecken können. Tiana, wunderschön und vom eigenen Restaurant träumend, Prinz Naveen, lebensfroh, doch leider vom Voodoo-Zauberer Dr. Facilier eingefangen, der jazzende verrückte Alligator Louis, das schrecklich verliebte Glühwürmchen Ray und natürlich die wunderbar crazy Mama Odie mit ihrer ganz außergewöhnlichen Gehilfe. Sie alle zusammen bereiten uns viel Spaß und enführen uns für eine kurze Zeit in eine wunderbare heile Welt, in der es nur Liebe, Freude und Frieden gibt. Fazit: Eltern, packt Eure Kids ein und kauft Euch Popcorn und Kinotickets. Aber aufgepasst, alle Töchter könnten wach- und freigeküsst werden.


Chris Weitz

NEW MOON - BISS ZUR MITTAGSSTUNDE
Die neue zu Herzen gehende Lovestory wartet auf alle weiblichen Bewohner dieser Erde.
Ganz neue Höhen erreichte die Romanze zwischen einer Sterblichen und einem Vampir in der zweiten Verfilmung der enorm erfolgreichen Bestsellerreihe von Stephenie Meyers. Bella Swan (Kristen Stewart) fordert mit einen flüchtigen Blick auf ihre große Liebe Vampir Edward (Robert Pattinson) das Schicksal gewaltig heraus. Während sie inn die Mysterien der übernatürlichen Welt eintaucht, der sie von Herzen angehören möchte, stößt sie auf einige uralte Geheimnisse uns setzt sich damit noch grösseren Gefahren aus, als je zuvor. An Chris Weitz' Umsetzung gibt es somit nichts zu kriteln, im Gegenteil: vor allem die weibliche Welt freut sich schon jetzt auf den 3. Film. Stellt sich uns nun die Frage, wie können wohl all die Girls Robert Pattinson in der realen Welt treffen?? Fazit an alle Girls: unbedingt reingehen!

10. Dezember 2009

Woody Allen

whatever works liebe sich wer kann

Das neue schräge Feel-good-Movie des Star-Regisseurs von Vicky Christina Barcelona ist anders als alle anderen "Allens"
Nach mitreißenden Liebesgeschichten in London ("Match Point") und Barcelona "Vicky Christina Barcelona") siedelt der dreifache Oscar-Gewinner Woody Allen seine neue romantische Komödie in seiner Heimatstadt an: NEW YORK.
Woody Allens "whatever works" ist eine Liebeserklärung an New York, seine exentrischen Bewohner und die glückliche Macht des Zufalls.
Für seinen neuesten Film konnte der Kult-Regisseur so beliebte Stars wie Patricia Clarkson, Larry David, Conleth Hill, Michael McKean, Ed Begley jr. und die zauberhafte Evan Rachel Wood verpflichten. Doch war das ausreichend?
whatever works ist die Geschichte eines exentrischen Mannes (himself?) aus Greenwich Village (Larry David), der eine Affäre mit der jungen Südstaatlerin (Evan Rachel Wood) beginnt. Fünf lange Jahre ließ sich Woody Allen ja Zeit, bevor er wieder einmal in seiner Stadt drehte. Hat es sich für den erfolgsverwöhnten Regisseur wie 2004 bei "Melinda und Melinda" gelohnt? Kommt der Zuschauer auf seine Kosten? Wurden seine Erwartungen erfüllt? Oder lag Mr. Allen, der sich darauf verließ, seine Stadt gäbe ihm den nötigen Erfolgsgarant, komplett daneben? Spürt der Zuschauer, dass der alternde Regisseur nicht mehr am Puls der Zeit lebt? Nun, man weiß, dass es sich um ein in den 70ern verfasstes Drehbuch, und es sich lediglich um die "Aktualisierung" eines nie veröffentlichen Script handelt. Aber vermag sich dieses "alte Drehbuch" auch in die Erfolgskette wie beispielsweise "Manhattan" von 1979 einreihen? Mitnichten. Der politische Zündstoff verfufft, die Darsteller wirken blass, noch schlimmer, sie harmonisieren nicht miteinander und die Witze wirken konstruiert, sind albern aber nicht witzig und prallen am Zuschauer ab. Fremdschämen ist angesagt. Wo hat Allen seine aberwitzigen Gags gelassen? In Europa, wo die beiden letzten Filme jeweils mit Erfolg gedreht wurden? Sind sie schon begraben? Hat er sich während der Drehs zu oft ein Mittagsschläfchen gegönnt und seine Darsteller auch gleich zur gesunden und gern genommenen Siesta überredet? Wo nur blieb sein immer wieder gepriesenes Talent zur Inzenierung seiner Pointen?
Der Zuschauer gähnt sich durch den 127 Minuten langen Film und denkt verärgert, dass der Nachmittag mit einer Woody-Allen-Wiederholung im TV wesentlich amüsanter gewesen wäre.
Mein Fazit lautet kurz und knapp: NICHT REINGEHEN!